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Donnerstag, 21.05.2015

Pionierarbeit

Der Entwicklungsverbund Süd-Ost schreibt Geschichte: Erstmals werden in Österreich alle LehrerInnen auf akademischem Niveau und in gemeinsamen Studien ausgebildet. Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos

Der Entwicklungsverbund Süd-Ost schreibt Geschichte: Erstmals werden in Österreich alle LehrerInnen auf akademischem Niveau und in gemeinsamen Studien ausgebildet. Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos

Acht Hochschulen, drei Bundesländer und ein akademisches Studium für alle LehrerInnen: Entwicklungsverbund-Süd-Ost macht in Österreich Schule

Erstmals werden in Österreich alle LehrerInnen auf akademischem Niveau ausgebildet – egal, ob sie später an Volksschulen, Neuen Mittelschulen (NMS), AHS oder berufsbildenden höheren oder mittleren Schulen unterrichten werden. Gleichzeitig fällt die Schranke zwischen NMS- und AHS-PädagogInnen. Vier Universitäten und vier Pädagogische Hochschulen in der Steiermark, in Kärnten und im Burgenland – kurz Entwicklungsverbund-Süd-Ost – haben gemeinsam eine Ausbildung für die „Sekundarstufe Allgemeinbildung“ entwickelt. Der Entwicklungsverbund-Süd-Ost setzt sich aus folgenden Institutionen zusammen: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Karl-Franzens-Universität Graz, Kirchliche Pädagogische Hochschule Graz, Kunstuniversität Graz, Pädagogische Hochschule Burgenland, Pädagogische Hochschule Kärnten, Pädagogische Hochschule Steiermark und TU Graz.

Wenn die StudienanfängerInnen im Herbst 2015 einen neuen Lebensabschnitt beginnen, wird in Österreich gleichzeitig ein neues Kapitel aufgeschlagen. Diese Studierenden werden die ersten sein, die unabhängig von der Bildungseinrichtung, an der sie inskribiert sind, die gleiche akademische Ausbildung für ein Lehramt der „Sekundarstufe Allgemeinbildung“ starten. Ebenso neu ist das Kapitel für die VolksschullehrerInnen, die ein vollakademisches Studium für die „Primarstufe“, in der gleichen Dauer wie jenes der SekundarstufenlehrerInnen, beginnen werden.
„Der erfolgreiche Schulterschluss ist einzigartig in Österreich“, bestätigt Uni-Graz-Rektorin Christa Neuper die Vorreiterrolle. Martin Polaschek, Vizerektor für Studium und Lehre, betont: „Mit dem Start des gemeinsamen Studiums ist ein Meilenstein im strategischen Projekt PädagogInnenbildung Neu erreicht.“

Bachelor- und Masterstudium
Sowohl das Bachelorstudium für die „Primarstufe“ als auch jenes für die „Sekundarstufe Allgemeinbildung“ dauert acht Semester und umfasst 240 ECTS-Anrechnungspunkte.
Die Ausbildung für die Sekundarstufe bleibt wie gewohnt kombinationspflichtig. „Praxiseinheiten in der Schule beginnen schon im zweiten Semester. Diese Phasen werden immer von Lehrveranstaltungen sowie durch MentorInnen an den Schulen begleitet“, hebt Polaschek die verstärkte praktische Ausrichtung hervor.
Zeitgemäße Kernelemente der pädagogischen Profession, wie Inklusion mit Fokus auf Behinderung, Diversität mit Fokus auf Mehrsprachigkeit, Sprache und Literalität, Gender und Global Citizenship, sind in die Ausbildung integriert.
Das Studium schließt zunächst mit dem Titel „Bachelor of Education“ ab.
Für eine Fixanstellung müssen die zukünftigen PädagogInnen nach oder während einer einjährigen, begleiteten Berufseinstiegsphase ein zweijähriges Masterstudium anschließen, das weitere Schwerpunktsetzungen erlaubt.

„Spezialisierte GeneralistInnen“ in der Primarstufe

Ein Masterstudium im Umfang von zwei bis drei Semestern müssen auch die zukünftigen VolksschullehrerInnen absolvieren, die hinsichtlich der Qualität der Ausbildung ihren NMS-/AHS-KollegInnen gleichgestellt sein werden. Die PädagogInnen der Primarstufe bleiben weiterhin GeneralistInnen, da sie als KlassenlehrerInnen unterrichten. Sie werden sich ab dem dritten Semester in einem Gebiet – zum Beispiel Inklusion, Kreativität, Medien, Gesundheit, Naturwissenschaften und Religion – vertiefen können.

Breites Fächerangebot in der Sekundarstufe
SekundarstufenlehrerInnen können je nach Angebot der jeweiligen beteiligten Hochschulen und Universitäten folgende Unterrichtsfächer studieren: Bewegung und Sport, Biologie und Umweltkunde, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Chemie, Darstellende Geometrie, Deutsch, Englisch, Französisch, Geografie und Wirtschaftskunde, Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung, Griechisch, Informatik, Instrumentalmusikerziehung, Italienisch, Katholische Religion, Latein, Mathematik, Musikerziehung, Philosophie und Psychologie, Physik, Russisch, Slowenisch, Spanisch und (nach Maßgabe der Finanzierung) auch Türkisch.
Als Spezialisierung für ein Lehramtsstudium sind möglich: Inklusive Pädagogik mit Fokus Behinderung (ist mit allen Unterrichtsfächern kombinierbar) und Vertiefende Katholische Religionspädagogik für die Primarstufe (kann nur mit dem Unterrichtsfach Katholische Religion kombiniert werden).

Intensive Entwicklungsarbeit
„An der Entwicklung des Curriculums, das in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet wurde, waren weit mehr als 350 FachexpertInnen beteiligt“, wertschätzt Vizerektor Polaschek das ausgezeichnete Klima der Zusammenarbeit.
Die intensive Abstimmung wurde durch die bereits bestehenden Kooperationen zwischen den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen begünstigt. Alle Lehrpläne wurden international begutachtet und erhielten sehr positive Resonanz.

Anmeldungen für das Lehramtsstudium bis 1. Juni

Neben den gemeinsamen Curricula wurde auch ein einheitliches Aufnahmeverfahren entwickelt. Anmeldungen für das Lehramtsstudium im Entwicklungsverbund Süd-Ost sind noch bis 1. Juni 2015 möglich: www.zulassunglehramt.at

Erstellt von Christian Stenner & Andreas Schweiger

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