Es ist ähnlich wie bei einem Handy. Mit einem vollen Akku lassen sich mühelos unvorhergesehene, lange Gespräche führen. Ebenso kommen Menschen mit ausreichender psychischer Widerstandsfähigkeit besser durch die Krise und erholen sich von einer belastenden Situation viel rascher. PsychologInnen der Universität haben dafür im Zuge einer Studie während des ersten Corona-Lockdowns die Bestätigung erhalten.
Die einen gehen mit einer schwierigen Sache besser um als andere. Auch mit der Pandemie. Welchen Einfluss hat dabei die Resilienz – also eine volle Akkuladung? Ein Team rund um Psychologin Claudia Traunmüller befragte dazu österreichweit mehr als 4700 Personen, wie sie mit dem Lockdown im vergangenen Frühjahr zurande kamen.
Das Ergebnis: „Resiliente, psychisch gesunde Menschen können Belastung und Stress nicht nur stärker puffern. Sie regenerieren sich vor allem schneller“, analysiert Traunmüller. Und sie vergleicht: „Ist die Batterie halb entleert, bin aber in einer Situation, in der volle Leistung gefordert ist, verbraucht sich die Energie gegen Ende hin rascher. Und der Stresslevel steigt zusätzlich, wenn man feststellt, dass einem die Ressourcen ausgehen.“
Akku laden
Ein Aufbau von Resilienz scheint daher während einer Krise schwer möglich. „Das Halten des Niveaus ist schon ein Kunststück“, so die Wissenschafterin. Umso wichtiger ist es, über das notwendige Ausmaß an Widerstandsfähigkeit zu verfügen.
Doch wie lädt man seinen Akku richtig auf? „Das bestimmen genetische Faktoren, aber auch der Lebensstil spielt eine große Rolle“, antwortet die Gesundheitspsychologin. Sicher gehören dazu ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung und soziale Kontakte. Und sie appelliert, darauf zu achten, was man selbst für sich tun kann. Am Wissen würde es nicht scheitern. Traunmüller erklärt es erneut mit einem anschaulichen Gleichnis: „Wenn beim Auto ein rotes Kontrolllämpchen leuchtet, fährt man sofort zum Service. Schickt der Körper Warnsignale aus, sehen viele darüber hinweg.“
Kann uns eine Impfung von der Angst befreien?
Claudia Traunmüller hatte mit ihrem Team im Vorjahr auch untersucht, wie sich die Pandemie-Maßnahmen auf die Psyche der ÖsterreicherInnen ausgewirkt hat. Mehr als 40 Prozent gaben an, mental stark davon betroffen zu sein, gut ein Fünftel litt sogar unter Stress, Angst oder Depressionen.
Kann uns also eine Impfung von der Angst befreien? Die Psychologin: „Auf Angst hat die Impfung keinen direkten Einfluss, aber sie kann die Furcht vor Ansteckung oder vor einem schweren Krankheitsverlauf reduzieren.“
Claudia Traunmüller: "Faktum ist, dass COVID 19 eine Bedrohung für die Bevölkerung darstellt und damit negative Emotionen auslöst, wie Furcht oder Angst. Dabei ist es wichtig, zwischen diesen beiden Emotionen zu unterscheiden.
Furcht entsteht dann, wenn es eine klare Bedrohung gibt. Zum Beispiel: Ich habe Furcht vor einer eigenen Ansteckung oder vor einem schweren Krankheitsverlauf. Diese Furcht kann eine Impfung sicherlich reduzieren.
Angst hingegen tritt dann auf, wenn Situationen nicht ganz eindeutig sind. Zum Beispiel: Angst vor den wirtschaftlichen Folgen oder vor den möglichen negativen Konsequenzen für mein Kind. Darauf hat eine Impfung keinen direkten Einfluss."