Nach dem im Vorjahr durchgeführten ‚University Dialogue Krems‘ fanden die Hochschulgespräche heuer erstmals in Graz statt. Unter dem Titel „Akademische Freiheit: Aktuelle Bedrohungen - notwendige Schranken - innovative Governance“ diskutierten rund 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hochschulmanagement, Ministerium, ÖH, europäischen Einrichtungen, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft im historischen Ambiente des Minoritenzentrums über eine der wohl zentralsten Zukunftsfragen des Hochschulwesens.
Der Austausch fand in einem hochaktuellen Kontext statt. Denn weltweit gerät die Freiheit von Forschung und Lehre zunehmend unter Druck. Durch politische Einflussnahme, ökonomische Zwänge, wachsenden Konformitätsdruck, Finanzierungslücken oder die Abhängigkeit von Drittmitteln. Auch in Europa sind diese Bedrohungen bereits spürbar. Ziel der Hochschulgespräche war es daher, diese Herausforderungen klar zu benennen und Wege aufzuzeigen, wie akademische Freiheit geschützt und gesichert werden kann. Für eine lebendige und pointierte Diskussion sorgte Alice Senarclens de Grancy, Leitende Redakteurin des Ressorts Wissen bei der Tageszeitung Die Presse.
Grazer Erklärung
Als Ergebnis der intensiven Debatten wurde die Grazer Erklärung zur Akademischen Freiheit durch die Organisatoren verabschiedet.
- Akademische Freiheit als Grundpfeiler der Demokratie stärker bewusst machen. Sie sei eine kulturelle Errungenschaft, die nicht nur individuell, sondern auch institutionell und gesellschaftlich gelebt, geachtet und gefördert werden müsse.
- National und global mehr Verantwortung für die Sicherung akademischer Freiheit und Autonomie übernehmen. Strukturelle Gefährdungen wie prekäre Beschäftigung, Drittmittelabhängigkeit oder politische Einflussnahme erfordern nachhaltige Finanzierung, innovative Governance und ein Leadership, das sich an der akademischen Freiheit orientiere.
- Freie wissenschaftliche und künstlerische Forschung sicherstellen, um Zukunftsgestaltung zu ermöglichen. Nur mit gesicherten Diskursräumen, ausreichend Grundfinanzierung und gezielter Nachwuchsförderung können Universitäten Laboratorien der Zukunft bleiben.
Mit der Verabschiedung der Grazer Erklärung durch die Organisatoren haben die Hochschulgespräche 2025 ein starkes Signal gesetzt. Denn akademische Freiheit sei nicht selbstverständlich, sie müsse bewusst gemacht, verteidigt und aktiv gesichert werden, hieß es.
Organisiert wurden die Hochschulgespräche von Klaus Poier, Leiter des Zentrums für Hochschulrecht an der Universität Graz und von Attila Pausits, Leiter des Departments für Hochschulforschung an der Universität für Weiterbildung Krems. Beide betonten, dass die Veranstaltungsreihe künftig abwechselnd in Niederösterreich und der Steiermark stattfinden und ein Forum für Austausch, Orientierung und Vernetzung rund um die Zukunft der Universitäten bilden soll.
Die Hochschulgespräche leben vom offenen Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur. Gerade in Zeiten, in denen die akademische Freiheit unter Druck steht, ist dieser Dialog unverzichtbar. Der Dank gilt den Organisatoren, allen Mitwirkenden sowie den zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern, die dazu beigetragen haben, Graz zu einem Ort der lebendigen Debatte und der klaren Signale für die Zukunft der Universitäten zu machen.
Download: Die Grazer Erklärung