„Kinder mit Lernstörungen sind oft sehr frustriert und glauben zu wenig an ihre Fähigkeiten. Deswegen fehlt ihnen auch häufig die Motivation zum Üben und Lernen“, schildert Manuel Ninaus. In seiner Studie, die im Journal „Mind, Brain and Education“ erschienen ist, hat er untersucht, wie man ihnen Übungen am besten präsentiert, damit sie diese auch gerne machen. Die sieben- bis 15-jährigen Proband:innen mit diagnostizierter Lernschwäche mussten Schätzaufgaben am Zahlenstrahl in drei Versionen absolvieren: mit Bleistift die richtige Stelle am Papier markieren, mit der Computertastatur einen weißen Balken entsprechend bewegen sowie in einem Videospiel einen Hund zur gefragten Position steuern.
„Bei letzterer Variante fühlten sich die Testpersonen am wohlsten und am kompetentesten“, resümiert der Psychologe. Er schließt daraus, dass Trainings möglichst gezielt durch spielerische Elemente ergänzt werden sollten. „Alleine das Design vermittelt den Kindern Sicherheit und motiviert zum Weitermachen. Das kann einen sehr großen Mehrwert liefern.“ Es sei allerdings wesentlich, dass bei der Gestaltung der Übungen Entwickler:innen mit Therapeut:innen und Hirnforscher:innen zusammenarbeiten. „Es muss sichergestellt sein, dass die Schüler:innen die Lerninhalte aus dem Videospiel auch gut verarbeiten können und nicht durch zu viele Sinneseindrücke überfordert sind“, präzisiert Ninaus. Sonst würden sie von der eigentlichen Fragestellung abgelenkt und erzielten schlechtere Ergebnisse.
In Österreich leidet im Schnitt ein Kind pro Pflichtschulklasse an einer Rechenschwäche. Das Defizit betrifft die Einordnung von Zahlengrößen und die Grundrechnungsarten. Oftmals geht die Störung mit weiteren Schwächen einher. Therapien und gezielte Förderungen erleichtern den Umgang mit der Beeinträchtigung und schützen vor Folgeerkrankungen.