Bald ist Zeugnistag, doch beurteilt werden heuer kaum in der Schule erbrachte Leistungen. Denn besonders die Älteren haben einen wesentlichen Teil des Jahres im Kinder- statt im Klassenzimmer verbracht. Wachsende Frustration, Ängste und Depressionen waren die Folge. Was sie dennoch geschafft haben und woher sie wieder Motivation bekommen können, fasst Bildungspsychologin Manuela Paechter zusammen: „Es gibt durchaus Kinder, die von der Pandemie profitiert haben. Sie haben gelernt, sich zu organisieren und selbstständig Inhalte anzueignen. Die Schere zwischen denen, die gut mitkommen, und solchen, die den Anschluss verloren haben, ist im Laufe der Monate allerdings immer weiter aufgegangen.“
Wo die technische Ausrüstung und der Rückhalt durch die Familie fehlen, wird es schwer. Was nicht bedeutet, dass die Eltern mit den Sprösslingen den Stoff durchgehen sollen: „Anteil nehmen an der Schule und Aktivitäten, die zum Lernen anregen, helfen sehr viel weiter“, präzisiert die Forscherin. Man kann den Nachwuchs zum Beispiel auf der Reise in den Urlaub oder bei Ausflügen Routen erstellen, Fahrzeit und Strecke berechnen lassen oder die Freude am Lesen und Schreiben fördern.
Ist diese Unterstützung nicht möglich, fehlt meist auch das Geld für eine anspruchsvolle Ferienbetreuung. Deshalb sieht Paechter in den vom Bildungsministerium ins Leben gerufenen Sommerschulen eine hervorragende Alternative, die zur fixen Einrichtung werden sollte. Man könne mit spannenden Projekten die Jugendlichen bei dem packen, was sie interessiert – etwa Sportbegeisterte mit dem Thema Fußball. „Ein Abseits richtig und verständlich zu erklären, ist eine große sprachliche und kognitive Leistung“, unterstreicht die Psychologin.
Warum Sozialkontakte und der schulische Rhythmus für Jugendliche so wichtig sind, erklärt Manuela Paechter in der aktuellen Ausgabe der Unizeit.