Noch mehr Praxis in das Lehramtsstudium. Einen hautnahen Blick ins Klassenzimmer werfen. Und anhand von kurzen Videos mitverfolgen, wie LehrerInnen Mehrsprachigkeit in den Unterricht einbauen. Wie sie die Hausübung nachbesprechen. Oder wie SchülerInnen Gruppenarbeit gestalten.
Die Universität Graz startet die österreichweit erste Video-Plattform für Schulsituationen. „Wir wollen künftigen PädagogInnen zeigen, was guten Unterricht ausmacht“, begründet Bildungswissenschafterin Kathrin Otrel-Cass das Ziel.
Etwa 40 Sequenzen in der Länge von durchschnittlich zwei Minuten sind derzeit verfügbar. Viele weitere werden dazukommen. Otrel-Cass: „Es geht dabei weder um Best-Practice noch um Worst-Case.“ Sondern um Inspiration und um Authentizität. Es handelt sich nämlich um Mitschnitte, die an einer Mittelschule sowie einem Gymnasium in Graz gefilmt wurden. „Unter Einhaltung aller datenschutzrechtlichen und höchster ethischer Standards“, betont Projektmitarbeiter Andreas Kelz. Der Zugang zu den Videos bleibt zudem Studierenden und Lehrenden nach Anmeldung vorbehalten.
Die Szenen dienen dazu, die Situationen in der Klasse genau zu beobachten sowie zu analysieren. „Und ausgehend von der Praxis sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen zu beschäftigen“, beschreibt Otrel-Cass. „Die Aufnahmen bieten unter anderem eine Fülle an unterschiedlichen Interaktionen zwischen SchülerInnen und LehrerInnen, anhand derer die Theorie anschaulich wird“, erklärt die Forscherin eine mögliche Einbindung in die Lehre. Außerdem werden die Clips durch Begleitmaterialien wie Transkripte und im Unterricht verwendete Arbeitsblätter ergänzt.
In Zeiten der Pandemie finden sich im Archiv ebenso Sequenzen des Homeschooling wieder. Diese tragen dazu bei, sich mit der vergleichsweise neuen Unterrichtsform intensiver auseinanderzusetzen. Studierende können sich außerdem fachdidaktischen Input holen, das heißt sie finden anwendungsorientierte Episoden zu bestimmten Fächern.
Mit der Plattform „Geschichten aus der Schule“ verfügt Österreich nun einen Werkzeugkoffer, der in einigen deutschsprachigen Ländern bereits zum fixen Bestandteil der LehrerInnen-Ausbildung gehört. Ab diesem Wintersemester auch an der Uni Graz, die das Tool dem Entwicklungsverbund Süd-Ost zur Verfügung stellt. Dieses Netzwerk setzt sich aus den Universitäten Graz und Klagenfurt, der TU Graz, der Kunstuniversität Graz sowie den Pädagogischen Hochschulen Steiermark, Kärnten und Burgenland sowie der Privaten Pädagogische Hochschule Augustinum zusammen. Darüber hinaus kooperiert das Team rund um Kathrin Otrel-Cass mit der Universität Leipzig.
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