Von Pfeilen durchbohrt – so wird der populäre Heilige Sebastian abgebildet. Seit der Renaissance trägt er oft feminine Züge, wodurch er zu einer queeren Ikone geworden ist. „Diese Darstellungen befreien von Männlichkeitsklischees und haben aufrührerisches Potenzial. Es ist zugleich Ausdruck dessen, was Künstler:innen in ihrem Alltag gesehen haben, schon vor Jahrhunderten“, erklärt Martina Bär, Universitätsprofessorin für Fundamentaltheologie an der Universität Graz. „Es gibt sogar Bilder von Gott, die auf Mütterlichkeit und Weiblichkeit verweisen“, verweist Bär zum Beispiel auf Freskomalereien wie das Dreifaltigkeitsfresko in oberbayrischen Urschalling.
Denn, so die Wissenschaftlerin, Kunst wurde bewusst eingesetzt, um Geschlechterrollen kritisch zu hinterfragen – gerade auch in der religiösen Kunst.
Das will die Veranstaltungsreihe, zusammengestellt von Martina Bär und René Corvaia-Koch, deutlich vor Augen führen. An insgesamt acht Dienstagen im Wintersemester 2023 unternehmen Kunsthistorikerinnen, Theologinnen sowie Künstlerinnen einen Streifzug durch Epochen und Länder.
Der Auftakt am 17. Oktober 2023 um 19 Uhr im KULTUM bei den Minoriten erfolgt mit Katrin Bucher-Trantow. Die Chefkuratorin des Kunsthaus Graz unternimmt eine Zeitreise von der italienischen Barockmalerin Artimisia Gentilleschi bis zur österreichischen Künstlergruppe Gelitin.
Alle weiteren Termine bis Jänner 2024 unter https://www.kultum.at/einrichtung/137/lehre/genderqueer
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Die Vorträge werden auch als Livestream angeboten.