Eine begrenzte Kalorienaufnahme und regelmäßiges Fasten sind gut für die Gesundheit, weil beides, unter anderem, den Zellreinigungsprozess Autophagie ankurbelt. Über 40 ForscherInnen aus fünf Nationen haben unter Federführung der Universität Graz jetzt einen neuen Naturstoff identifiziert, der die Autophagie auslöst. Die leitenden Autoren der Studie, Didac Carmona-Gutierrez, Andreas Zimmermann und Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz, bestätigen: „Die Substanz DMC induziert in verschiedenen Organismen, von Hefe über Würmern und Fliegen bis zu humanen Zellkulturen, den gesundheitsfördernden Zellreinigungseffekt.“ Außerdem stellte das internationale ForscherInnen-Team fest, dass DMC Schädigungen des Herzgewebes in Säugetieren verringert. Die Ergebnisse wurden kürzlich im renommierten Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.
Wer länger gesund leben will, sollte weniger Kalorien zu sich nehmen und regelmäßig fasten. Das ist jedoch nicht für alle Personengruppen immer möglich. Daher suchen WissenschafterInnen weltweit nach pharmakologischen Alternativen, also Wirkstoffen, die die Autophagie in Gang setzen. Im Rahmen der nun publizierten Studie wurden rund 200 Stoffe auf deren Fähigkeit hin geprüft, das zelluläre Altern zu verlangsamen. Schließlich ermittelte das Forschungskonsortium 4,4'-Dimethoxychalcone, kurz DMC, als Substanz, die Autophagie auslöst und dadurch die Lebensspanne verschiedener Organismen verlängert. Zudem konnte das Team beweisen, dass DMC einen schützenden Effekt auf das Herzgewebe in Säugetieren hat. „Durch die breit aufgestellte Kooperation war es möglich, die positive Wirkung von DMC in einer großen Palette von Organismen zu bestätigen“, unterstreichen Carmona-Gutierrez und Zimmermann. Ein zusätzlich interessanter Aspekt ist, dass die AutorInnen DMC in Ashitaba nachweisen konnten, einer Heilpflanze der traditionellen asiatischen Volksmedizin aus der Familie der Doldengewächse.
Derzeit sind nur eine Handvoll von Substanzen bekannt, die lebensverlängernd wirken. Eine der vielversprechendsten wurde vor genau zehn Jahren in Graz von derselben Arbeitsgruppe um Frank Madeo entdeckt: Spermidin ist unter anderem in Weizenkeimen, Pilzen oder gereiftem Käse enthalten und hat schützende Wirkung auf Herz und Gehirn. Mittlerweile gibt es sogar schon ein spermidinreiches Produkt, das es bis zur Marktreife geschafft hat.
Publikation: Didac Carmona-Gutierrez, Andreas Zimmermann… and Frank Madeo „The flavonoid 4,4′-dimethoxychalcone promotes autophagy-dependent longevity across species“. Nature Communications. doi/10.1038/s41467-019-08555-w