Die heimischen Honigbienen sind vergleichsweise gut über den vergangenen Winter gekommen: Nur 12,6 Prozent der 373.000 Völker haben die kalte Jahreszeit nicht überlebt. „Diese Verlustrate fällt ins beste Drittel der von uns seit 2007/08 erhobenen Daten“, berichtet Robert Brodschneider vom Institut für Biologie der Universität Graz. Die Sterblichkeit schwankt stark über die Jahre und Regionen, insgesamt ist die Anzahl an Bienenvölkern in Österreich seit 2000 weitgehend stabil.
Die Basis für die aktuelle Erhebung haben über 1500 Imkereien mit mehr als 30.000 Bienenvölkern zur Verfügung gestellt. Die gute Datenlage erlaubt auch kleinräumige Vergleiche. So verzeichneten in diesem Jahr vor allem Wien und einige Bezirke Niederösterreichs, aber auch Regionen in anderen Bundesländern Ausfälle von zwanzig Prozent. „Diese Völker werden üblicherweise im Laufe des Jahres durch die Arbeit der ImkerInnen wiederaufgebaut“, ergänzt Brodschneider. Die Honigbienen im Westen und Süden Österreichs sind – bis auf wenige lokale Ausnahmen – sehr gut über den Winter gekommen und haben sich seither auch stark entwickelt. Aus der Detailauswertung können die Grazer WissenschafterInnen Handlungsempfehlungen für die Imkerei ableiten, um den Insekten die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen.
Die Untersuchung der Winterverluste wird auch im kommenden Jahr wieder im Rahmen des Projekts „Zukunft Biene“ durchgeführt, um langjährige Trends zu dokumentieren und etwaige neue Bedrohungen rechtzeitig erkennen zu können. Das Projekt wird von der Universität Graz, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES und der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Biene Österreich und den Bundesländern.
Wintersterblichkeit von Honigbienen 2019/20 (Stand: 27.5.2020):
Verlustrate in Prozent | Teilnehmende Imkereien | Beteiligung der Imkereien (in Prozent) | |
Österreich | 12,6 | 1539 | 5,5 |
Burgenland | 10,4 | 33 | 5,1 |
Kärnten | 12,8 | 151 | 5,0 |
Niederösterreich | 14,1 | 389 | 8,4 |
Oberösterreich | 11,4 | 285 | 3,5 |
Salzburg | 11,7 | 78 | 3,0 |
Steiermark | 11,1 | 222 | 5,5 |
Tirol | 12,4 | 153 | 5,4 |
Vorarlberg | 9,9 | 136 | 8,9 |
Wien | 20,1 | 92 | 13,0 |
Wintersterblichkeit von Honigbienen in Österreich seit dem Winter 2007/08:
Jahr | Verlustrate in Prozent |
2007/08 | 13,3 |
2008/09 | 9,3 |
2009/10 | 14,7 |
2010/11 | 16,4 |
2011/12 | 25,9 |
2012/13 | 17,3 |
2013/14 | 12,8 |
2014/15 | 28,4 |
2015/16 | 8,1 |
2016/17 | 23,0 |
2017/18 | 11,8 |
2018/19 | 15,2 |
2019/20 | 12,6 |
Diese Untersuchung wurde nach Standards der internationalen Non-profit-Vereinigung COLOSS (Prevention of honey bee colony losses) durchgeführt. Eine eingehende wissenschaftliche Analyse der Ergebnisse der Überwinterung 2018/19 wurde in der Fachzeitschrift Diversity publiziert.
Entwicklung der Bienenhaltung in Österreich seit 1990 (Daten: Biene Österreich):
Jahr | Anzahl BienenhalterInnen | Anzahl Bienenvölker |
1990 | 30.802 | 457.061 |
1995 | 28.447 | 393.723 |
2000 | 25.541 | 363.967 |
2003 | 24.421 | 327.346 |
2006 | 23.000 | 311.000 |
2010 | 24.451 | 367.583 |
2011 | 24.490 | 368.183 |
2012 | 25.099 | 376.485 |
2013 | 25.492 | 382.638 |
2014 | 25.277 | 376.121 |
2015 | 26.063 | 347.128 |
2016 | 26.609 | 354.080 |
2017 | 27.580 | 353.267 |
2018 | 28.432 | 373.412 |
Weiterführende Informationen:
www.zukunft-biene.at
www.bienenstand.at
www.coloss.org