Das WegenerNet der Universität Graz wurde von der Europäischen Weltraumagentur ESA als Partner für die Satellitenmission EarthCARE ausgewählt. Das 2020 zum 3D-Freiluftlabor ausgebaute Klimastationsnetz wird Referenzdaten für die Messungen des ESA-Satelliten liefern. Dieser soll Mitte 2022 an den Start gehen. Ziel seiner Mission ist, besser zu verstehen, welche gemeinsame Wirkung Treibhausgase, Wolken und Schwebeteilchen auf die vertikalen Strahlungsflüsse haben und wie das mit der globalen Erwärmung zusammenhängt. Zudem trägt das Projekt zur besseren Erfassung von Extremwetterereignissen bei.
Mit seinem engmaschigen Netz aus über 150 Messstationen, die in der Südoststeiermark alle fünf Minuten Temperatur, Niederschlag und weitere wichtige Klimagrößen aufzeichnen, ist das WegenerNet für die Klimaforschung international von großem Interesse. Die zeitliche und räumliche Dichte sowie die Qualität der seit 2007 auf einer Fläche von rund 300 Quadratkilometern laufenden Messungen sind weltweit einzigartig. Das macht die Daten in vielfacher Hinsicht gefragt. So nutzt unter anderem die NASA seit einigen Jahren die Bodenmessungen des WegenerNet zur Eichung ihrer globalen Satelliten-Niederschlagsmessungen. >> WegenerNet ist Partner der NASA >> Exzellenz vernetzt
Derzeit befindet sich das WegenerNet im Ausbau zu einem 3D-Freiluftlabor für Klimawandelforschung, indem die Bodenstationen durch umfassende Messungen in der Atmosphäre ergänzt werden. „Diese neuen Möglichkeiten machen uns jetzt auch für die ESA-Mission EarthCARE interessant“, freut sich Klimaforscher Gottfried Kirchengast vom Wegener Center der Universität Graz, dass er mit seinem Team nach ESA-Begutachtung als Partner ausgewählt wurde. „EarthCARE nutzt hoch innovative Instrumente – ein Wolkenprofil-Radar zur Messung von Wolkentröpfchen und ein auf UV-Laserpulsen basierendes Atmosphären-Lidar zur Erfassung von Aerosolen, der winzigen Luftschwebeteilchen außerhalb der Wolken“, erklärt Kirchengast. Zusätzlich werden mit optischen Sensoren die reflektierte Sonnenstrahlung und die Wärmestrahlung der Erde aufgezeichnet.
Das WegenerNet soll der ESA vor allem als Referenz für Wolken- und Niederschlagsmessungen sowie für Strahlungsmodellierungen dienen. „Unser 3D-Freiluftlabor liefert wertvolle Daten vom Boden bis in etwa zehn Kilometer Höhe, also in der Wetterschicht, die besonders relevant für den Treibhauseffekt ist. Auf diese Weise unterstützen wir die zuverlässige Eichung des ESA-Satelliten, der dann auch Extremwetterereignisse besser vermessen kann“, resümiert der Klimaforscher.
Die Arbeit ist in den Profilbildenden Bereich Climate Change Graz der Universität Graz eingebettet und trägt zum interdisziplinären Forschungsfokus „Hydrologische Extreme unter Klimawandel verstehen und bewältigen“ des Wegener Center bei. Das WegenerNet wird primär vom Wissenschaftsministerium und der Universität Graz finanziert und vom Land Steiermark gefördert. Auch die Stadt Graz und weitere kleinere Sponsoren tragen unterstützende Mittel bei.
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