Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung: „Ich freue mich, dass nach der kürzlich erteilten Baufreigabe nun die Generalsanierung der Räumlichkeiten beginnen kann, in denen zukünftig die Bildungs- und Erziehungswissenschaften sowie das Dekanat der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät ein neues Zuhause finden werden. Die Zusammenführung bringt in Zukunft nicht nur kurze Weg mit sich, sondern auch eine echte Qualitätsverbesserung der Studien-, Lehr-, Forschungs- und Arbeitsbedingungen. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 59 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung stärkt das Projekt die Grazer Universitäten und damit auch Graz als bedeutenden Wissenschafts- und Forschungsstandort nachhaltig.“
Richard Schöberl, Bundesimmobiliengesellschaft: "Für das Haus der Bildungswissenschaften adaptieren wir ein denkmalgeschütztes Universitätsgebäude mit 10.200 m², das sich mitten auf dem Campus der Universität Graz befindet. Aus in die Jahre gekommenen Labors werden moderne Flächen für Forschung und Lehre, das Haus wird barrierefrei erschlossen und bekommt mit verglasten und begrünten Laubengängen in den Innenhöfen einen interessanten architektonischen Akzent. Die Adaptierung und Sanierung dieses Gebäudes stellt einen wichtigen Baustein in der Campusentwicklung dar, die wir gemeinsam mit der Uni Graz und dem Wissenschaftsministerium vorantreiben."
Barbara Eibinger-Miedl, Wissenschafts- und Forschungslandesrätin: „Mit dem Haus der Bildungswissenschaften entsteht eine moderne Infrastruktur, die den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht. Die ansprechende und nachhaltige Architektur schafft sowohl für die Forschenden und Lehrenden als auch für die Studierenden ein optimales Umfeld. Mit dieser Weiterentwicklung des Campus der Universität Graz werden wir unsere Position als attraktiver Universitäts- und Forschungsstandort noch weiter ausbauen.“
Rektor Peter Riedler: „Die Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Pädagog:innenbildung gehören zu den stark nachgefragten Studien und haben vor allem hohe gesellschaftliche Relevanz. Diese Bereiche rückt das Haus der Bildungswissenschaften nun auch buchstäblich ins Zentrum unseres Campus. Studierende und Wissenschaftler:innen profitieren von den kurzen Wegen und modernen Lehrräumen. Dank nachhaltiger Maßnahmen und klimafreundlicher Technologie kommen wir dem Ziel der Uni Graz, bis 2040 echte Klimaneutralität zu erreichen, einen großen Schritt näher.“
Andrea Steiner, Dekanin der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät: „Im neuen Haus der Bildungswissenschaften werden die bisher auf verschiedene Standorte verteilten Wissenschaftler:innen gemeinsam arbeiten und lehren. Unsere Fragestellungen zu Bildung über die gesamte Lebensspanne beginnen bei der Elementarpädagogik, setzen sich mit der Schulforschung und Sozialpädagogik fort und schließen mit der Hochschuldidaktik und der Erwachsenenbildung ab. Die Studierenden werden von modernen Lehrräumen profitieren und von den kurzen Wegen, wenn das URBI-Dekanat am zentralen Campus einzieht. Dass die Neugestaltung auch noch historische Bausubstanz mit klimafreundlicher Adaptierung verbindet, freut mich als Klimaforscherin ganz besonders.“
Historische Substanz, modernes Innenleben
Rund 54,4 Millionen Euro werden für die Errichtung investiert. Hinzu kommen weitere 4,7 Millionen Euro für die Einrichtung, Ausstattung und Übersiedlung. Die historische Substanz wird behutsam adaptiert, um modernen Anforderungen gerecht zu werden. Die Gestaltung des Umbaus hat das Grazer Architekten-Team Domenig & Wallner ZT-GmbH übernommen.
Genau 125 Jahre nach der Eröffnung des Gebäudes, das vom Architekten Wilhelm von Rezori entworfen wurde, bekommt die 10.200 Quadratmeter große Nettoraumfläche (5.200 m² Nutzfläche) auch neue Nutzer:innen. Im Sommer 2027 werden die Arbeitsbereiche der Erziehungs- und Bildungswissenschaften, die derzeit auf mehrere Standorte verteilt sind, sowie das Dekanat der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen (URBI) Fakultät einziehen.
Zwei neue Aufzüge stellen den barrierefreien Zugang sicher. Das Dachgeschoß wird neu aufgesetzt und künftig zahlreiche Seminarräume beherbergen. Zwei neue Glasgalerien in den beiden Innenhöfen werden auf einer Ebene die Etagen miteinander verbinden. Die historische Fassade bleibt erhalten.
Ressourcenschonend und klimafreundlich
Auf dem Dach wird eine Photovoltaik-Anlage errichtet, die umgerechnet den jährlichen Energiebedarf von rund 18 Einfamilienhäusern deckt. Beheizt wird das Gebäude über ein Niedrigtemperatursystem, das aus Wärme von Servern aus dem benachbarten
RESOWI-Zentrum sowie der geplanten Geothermie-Anlage des Graz Center of Physics gespeist wird. Der nachhaltigen Mobilität wird ebenfalls Augenmerk geschenkt: Im Untergeschoß entsteht eine Garage für 300 Fahrräder.
Auseinandersetzung mit dem Erbe
Seit der Errichtung 1899 waren im Gebäude die Institute der Med Uni Graz beheimatet, die auf den neuen Campus beim LKH Graz übersiedelt sind. Die Generalsanierung und neue Verwendung nutzen Uni Graz und BIG auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem historischen Erbe. Ein Objekt, das an Anton Werkgartner (1890-1970) erinnert, wirft Fragen auf. Dem Gerichtsmediziner wurde 1963 im Hörsaal ein Mosaik gewidmet, das der Maler und Grafiker Fritz Silberbauer gestaltet hatte.
In Kooperation mit der Med Uni Graz soll den Umgang mit dem Erinnerungszeichen bearbeiten. Die wissenschaftliche Begleitung hat Zeithistoriker Gerald Lamprecht übernommen. Der Mediziner war vor 1938 illegaler Nationalsozialist und kam 1939 an die damalige Medizinische Fakultät. Nach 1945 wurde er im Zuge der Entnazifizierung entlassen, kehrte aber in den 1950er-Jahren als Professor an die Universität retour. Wie das Wirken Werkgartners und der Gerichtsmedizin in der NS-Zeit aussah, soll untersucht werden.
Gerald Lamprecht, der ein Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum Antisemitismus an Österreichs Universitäten leitet, bestätigt: „Es braucht eine kritische Auseinandersetzung, und wir müssen einen Zusammenhang zur Gegenwart herstellen.“ Geklärt werden sollen zudem die Fragen des Umgangs mit den Erinnerungszeichen und damit dem historischen Erbe der Universität.