An Delta, Omikron und anderen Coronavirus-Varianten waren ja schon viele in den vergangenen zwei Jahren erkrankt. Meistens in zeitlichen Abständen. Mit gleich 18 Mutationen war eine Patientin mit einem geschwächten Immunsystem über sieben Monate hindurch infiziert. Diese extreme Anhäufung lieferte einem internationalen ForscherInnen-Team mit Beteiligung der Universität Graz mögliche Aufschlüsse für die Entwicklung weiterer Impfstoffe. Die WissenschafterInnen stellten fest, dass sich das Virus stets an denselben Stellen verändert, daher leichter mit unseren Zellen interagiert und die Körperabwehr umgeht.
Gleich vorweg: Die Impfung hat auch bei der einst stark infizierten Frau erfolgreich gewirkt. Sie ist mittlerweile gesund. Zuvor war SARS-CoV-2 seit dem Frühjahr 2020 – also kurz nach Beginn der Pandemie – in ein und demselben Körper, der den Erreger aufgrund eines Immundefekts nicht bekämpfen konnte, immer wieder mutiert.
Diese Entwicklung hat ein Team aus VirologInnen, InfektiologInnen und EvolutionsbiologInnen aus Osttirol, Innsbruck, Würzburg, Frankfurt und Graz genau verfolgt. 18 neue Varianten konnten im Zuge der Studie nachgewiesen werden, darunter 15 Mutationen, die wie etwa Omikron erst später weltweit bekannt und als risikoreich eingestuft wurden.
Die ForscherInnen – darunter die Evolutionsbiologen Christian Sturmbauer und Stephan Koblmüller von der Uni Graz – kommen in der soeben erschienenen Publikation in Nature Communications zum Schluss, dass das Virus unter dem Druck des menschlichen Immunsystems mehrfach und unabhängig an denselben Positionen des Oberflächenproteins zu mutieren scheint. Diese Erkenntnis ist besonders wertvoll, wenn es darum geht, Angriffspunkte für zukünftige Impfstoffe und Therapeutika zu finden.
Publikation
Cumulative SARS-CoV-2 mutations and corresponding changes in immunity in an immunocompromised patient indicate viral evolution within the host
Sonnleitner, S. Th., Prelog, M., Hinterbichler, E., Halbfurter, H., Kopecky, D. B. C., Almanzar, G., Koblmüller, S., Sturmbauer, C., Posch, W. & Gernot Walder G. (2022). Nature Communications