Diabetes, Fettleber und Fettleibigkeit sind Zivilisationskrankheiten des 21. Jahrhunderts. Hervorgerufen durch falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Stress schaden sie enorm dem menschlichen Organismus und führen häufig zu einem verfrühten Tod. Ein wesentliches Problem dabei ist die Überlastung der Speicherkapazitäten des Fettgewebes, welche zu einer Fett-Überflutung von Leber und Muskel führt. Dieser Vorgang fördert auch die Entstehung von Typ II-Diabetes.
ForscherInnen rund um den Biochemiker Rudolf Zechner am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz arbeiten intensiv am Enzym Adipose Triglyceride Lipase – kurz ATGL –, das bei Stoffwechselerkrankungen eine bedeutende Rolle spielt. Forschung an Mäusen hat gezeigt, dass die ATGL eine hohe Relevanz bei metabolischen Krankheiten wie Adipositas und Diabetes hat, erklärt der Molekularbiologie Gernot Grabner. Er ist nun dabei ein Medikament zu entwickeln, das diese Erkrankungen verhindern oder sogar rückgängig machen soll.
„Stellen Sie sich vor, Sie wären Diabetiker und könnten durch ein wirkungsvolles Medikament die Insulinresistenz lindern oder sogar heilen“, nennt Grabner ein Exempel. „Das würde nicht nur die Lebensqualität für PatientInnen steigern, sondern auch die Kosten im Gesundheitssystem reduzieren.“ Das Enzym ATGL baut die Fettspeicher im Fettgewebe ab und setzt sie als Fettsäuren im Blut frei. Diese wiederum sind maßgeblich an der Entstehung von Fettleber und Diabetes beteiligt. So genannte ATGL Inhibitoren können diesen Vorgang blockieren. „Die ATGL von Mensch und Maus unterscheiden sich minimal, bisher entwickelte Inhibitoren stoppen den Vorgang bei der Maus, nicht aber beim Menschen“, erklärt der Molekularbiologe. Grabner versucht daher gemeinsam mit ChemikerInnen der TU Graz so genannte Inhibitoren, das sind Hemmer, für humane ATGL zu entwickeln. Das Projekt wird dabei im Rahmen eines „Research Studio Austria“ als Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen von Robert Zimmermann (Universität Graz) und Rolf Breinbauer (TU Graz) durchgeführt.
„Nach erfolgtem Abschluss des präklinischen Wirkstoffprogrammes ist die Ausgründung eines Spin-Off-Unternehmens geplant, das sich auf die Entwicklung der synthetisierten Substanzen bis zur ersten klinischen Phase fokussieren wird“, beschreibt Peter Amersdorfer, Projektmanager im Research Studio Austria Programm. Für seine Arbeit wurde der Nachwuchswissenschafter Grabner kürzlich mit dem Janssen Special Award ausgezeichnet; der Preis wird vom Unternehmen Janssen-Austria vergeben und würdigt Forschungsleistungen, die besondere Relevanz für die Gesundheitsversorgung in der Zukunft hat.