Wie wir morgen sprechen werden, hören wir heute schon in den Städten. Menschen aus verschiedenen Ländern, Regionen und sozialen Schichten leben auf engem Raum zusammen und passen ihre Kommunikation einander an. So entstehen auch neue Varianten, die wiederum ins Umland ausstrahlen können. Welche Entwicklungen dabei zu beobachten sind, erforscht Arne Ziegler mit seinem Team am Institut für Germanistik der Universität Graz. In der Steiermark kann beispielsweise die Form und Frequenz des Konjunktiv II Hinweise auf den urbanen Raum geben: In Graz dominiert etwa die Formulierung „Ich würde geben“, im ländlicheren Hartberg „I gabat“ oder „I tat geben“. „In Weiz, das vom Grad der Urbanität eine Zwischenstellung einnimmt, halten sich dialekt- und standardnahe Belege die Waage“, führt der Wissenschafter aus.
Ein zweites Beispiel ist die Aussprache des Partizip Perfekt: Im ruralen Grazer Umland hört man häufiger „g’lacht“, innerstädtisch eher „gelacht“. „Die Variation ist allerdings abhängig von der Gesprächssituation, Geschlecht und Alter“, ergänzt Ziegler. So würden bei formalen Gelegenheiten auch ältere Personen am Land die Vorsilbe „ge-“ realisieren.
„Unsere Forschung hier wird weltweit beachtet. Die Prinzipien, Prozesse und die Richtungen der sprachlichen Veränderungen sind von Rio über London bis Tokio sehr ähnlich“, erklärt Ziegler, der auch das Teilprojekt „Wien und Graz – Städte und ihre sprachlichen Strahlkräfte“ des bundesweiten Spezialforschungsbereich „Deutsch in Österreich“ leitet. Von 31. Oktober bis 3. November kommen in Graz erstmals mehr als hundert ExpertInnen auf diesem Gebiet zur Internationalen Konferenz „Urban Language Research“ zusammen.
Näheres zur Konferenz
Detailinformationen zum Spezialforschungsbereich „Deutsch in Österreich“:
Mittwoch, 24.10.2018