Bewerten AnlegerInnen Wertpapiere, achten sie in erster Linie auf die Verlustwahrscheinlichkeit. Die tatsächliche Höhe möglicher Gewinne oder Einbußen spielt nur eine untergeordnete Rolle. „Das heißt, dass risikoarme Aktien meist überbewertet werden – was den gängigen Kapitalmarkttheorien widerspricht“, erläutert Stefan Palan vom Institut für Banken und Finanzierung der Universität Graz. Das Ergebnis seiner Studie hat er soeben gemeinsam mit zwei Kollegen im Journal of Banking & Finance publiziert.
In einem Laborexperiment ließ das Team mehr als 300 TeilnehmerInnen unter Einsatz echten Geldes in einem künstlichen Kapitalmarkt handeln. „Dieser Versuch bestätigte, was vorangegangene Studien schon vermuten ließen: Aktien mit geringer oder keiner Verlustwahrscheinlichkeit werden teurer verkauft als vergleichbare Wertpapiere mit größerem Verlustrisiko“, fasst Palan zusammen. Das Irrationale dabei: Die mögliche Höhe der Gewinne oder Verluste wird in die Beurteilung nicht einkalkuliert. Die Fehleinschätzung Einzelner gleichen auch andere InvestorInnen nicht aus – wovon gängige Theorien allerdings ausgehen. Diese verzerrte Risikowahrnehmung betrifft nicht nur private AnlegerInnen, sondern auch professionelle FondsmanagerInnen – zum Nachteil der EndverbraucherInnen. Banken bieten nämlich in den letzten Jahren verstärkt garantiert verlustfreie Investmentprodukte an. „Als KundIn muss man sich bewusst sein, dass man für solche Kapitalanlagen tendenziell hohe Preise bezahlt und dann wenig Rendite bekommt“, unterstreicht Palan.