Familienfeiern sind abgesagt, und Gläubige können sich in ihren Pfarren nicht mehr zu Gottesdiensten treffen. Die Einschränkung der sozialen Aktivitäten angesichts der Corona-Krise machen es heuer unmöglich, Ostern in gewohnter Weise zu feiern. Dabei gibt es gerade rund um dieses Ereignis viele liebgewordene Traditionen. „Als Fest der Auferstehung Jesu und damit bedeutendstes Fest aller ChristInnen kann und darf Ostern aber trotzdem nicht ausfallen“, sagt Christian Wessely. Auch wenn das Fehlen des Vertrauten schmerzt, rät der Fundamentaltheologe Gläubigen, die den ehrlichen Wunsch dazu haben, über das Fernsehen oder andere digitale Medien an den liturgischen Feiern der Karwoche und Osterzeit aktiv teilzunehmen. „Trotz räumlicher Distanz können sie ein Glaubenserlebnis schenken und die Verbundenheit in der christlichen Gemeinschaft spürbar machen, was gerade in der aktuellen Krise besonders wichtig ist“, unterstreicht Wessely.
Gültige Auswege
„Grundsätzlich ist das Feiern der Liturgie immer ein gemeinsames Tun“, betont der Theologe. Für Krisenzeiten aber, in denen das Zusammenkommen unmöglich ist, habe die christliche Tradition Auswege gefunden, weiß Wessely und verweist auf das Konzept des sogenannten „Begierdeempfanges“: „Kann jemand aus einem ,gerechten Grund‘ nicht persönlich die Kommunion empfangen, obwohl er den tiefen Wunsch dazu hat, so gilt stellvertretend der innerliche Entschluss so viel wie eine aktive Teilnahme. Schon Thomas von Aquin hat dieses Thema bedacht.“
Hinzu kommt ein weiterer Grundsatz: Damit die Liturgie nach katholischer Lehre gültig ist, braucht es nicht unbedingt eine vor Ort anwesende Gemeinde. „Somit kann in Ausnahmefällen ein Priester auch allein die Messe zelebrieren und Gläubige über das Fernsehen oder über Facebook und Instagram zusammenbringen“, sagt Wessely. Das sei zwar keine Idealform, aber immerhin eine gültige Not-Lösung.
Atmosphäre schaffen
Damit es gelingt, sich innerlich auf eine solche „Remote-Feier“ einzulassen, rät der Theologe, vor Ort in den eigenen vier Wänden eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen: „Eine Kerze, ein Kreuz oder Andachtsbild neben dem Monitor, das Vermeiden von Ablenkung und das Mitsprechen der Gebete unterstützen das persönliche Glaubenserlebnis.“ Digitale liturgische Angebote gibt es viele. Wessely empfiehlt, sich bei den Pfarren oder der Diözese zu informieren. „Unabhängig davon, wie unterschiedlich die Gottesdienste auch gestaltet werden, in spiritueller Hinsicht sind sie gleichwertig“, unterstreicht der Theologe. „Wichtig ist, dass die Art der Feier zu einem echten und individuellen inneren Erleben führt.“
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