In den kommenden Wochen dreht sich wieder alles um die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Vielerorts wird dann um die Wette gespielt, alles auf eine Karte gesetzt und der Pokal am Ende der Europameisterschaft ist für die Siegermannschaft wie ein Lottosechser. „Spielerische WortSchätze“ ist der Titel einer Diplomarbeit, die nun am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz entstanden ist. Jürgen Ehrenmüller analysiert darin, inwiefern sich die Spielleidenschaft des Menschen in der deutschen Alltagssprache niederschlägt und hat dazu Lexika, Fachwörterbücher und Zeitungsartikel auf signifikante bildhafte Ausdrücke hin untersucht. Die Diplomarbeit ist im Rahmen des seit 2003 laufenden, sprachpädagogischen Großprojektes „Deutsche Wortschätze“ von Ao. Univ.-Prof. Dr. Wernfried Hofmeister entstanden.
279 Belege spielerischer Wortschätze – vom Ass im Ärmel, über das Bauernopfer, den Dominoeffekt, das Kinderspiel bis hin zum Politpoker, dem Spiel mit der Macht, dem großen Wurf und dem Zugzwang – hat Ehrenmüller mit kurzen Beschreibungen versehen in die Projektdatenbank eingetragen. „Der Mensch greift immer wieder auf Metaphern zurück, um seine Welt zu strukturieren und zu verarbeiten. Das Spiel bietet sich für eine Analyse sehr an, weil es eine demokratische Grunderfahrung und jedem zugänglich ist“, erklärt er. Das Spiel sei eine Aktivität, die vor allem dann zum Vorschein kommt, wenn überschüssige Zeit zur Verfügung steht, und es diene der Unterhaltung. „Ich habe versucht herauszufinden, welche Begriffe für Spielmetaphern gebraucht werden.“ Zentral dabei war die Zuordnung der Wörter zum Bereich „Spiel“. „Bei ,Zeitnot’ war das relativ schwierig. Es stellte sich aber heraus, dass es ein Fachbegriff aus dem Schach ist“, erklärt Ehrenmüller. Oder Zwickmühle: Hiermit ist das Moment einer Lage gemeint, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.
„Ich habe versucht herauszufinden, welche Begriffe für Spielmetaphern gebraucht werden.“ Jürgen Ehrenmüller
Von der Antike bis heute
Der Fundus, aus dem Ehrenmüller schöpft, ist sehr groß: Es finden sich Beispiele aus der Antike wie „Die Würfel sind gefallen“ bis hin zu Modeworten wie etwa „Toyboy“. Aber auch Österreich bezogene, regionale Sprachschätze finden sich in Ehrenmüllers Auswertung: „Alles was mit dem Kartenspiel Schnapsen zu tun hat: ,das Bummerl haben’ oder ,aus dem Schneider sein’.“
„Spielerische WortSchätze“ ist Teil des Großprojektes „Deutsche WortSchätze“, das seit dem Jahr 2004 laufend Diplomarbeiten zu unterschiedlichen Bereichen wie Ernährung, Musik oder Religion ermöglicht hat. Initiator Wernfried Hofmeister sieht in diesem Projekt die Möglichkeit, die Gesellschaft in Hinblick auf die korrekte Sprachbild-Verwendung zu sensibilisieren: „Sprachbilder werden oftmals zu selbstverständlich gebraucht und das Bewusstsein von vor zehn Jahren ist verloren gegangen“, erklärt er und betont: „Wir liefern mit unserer breit angelegten WortSchätze-Datenbank das Material zum Nachdenken für die offene Gesellschaft.“ Hofmeister und sein Team besuchen auch Schulklassen in der gesamten Steiermark, um SchülerInnen die mehr als 1000 Ausdrücke, die in der Datenbank gespeichert sind, näher zu bringen.
„Wir liefern mit unserer WortSchätze-Datenbank das Material zum Nachdenken.“ Wernfried Hofmeister
Rückfragen:
Jürgen Ehrenmüller
Institut für Germanistik
Tel.: +43 – (0) 316 - 380 – 8166
Mobil: 0699/12429445
E-Mail: juergen.ehrenmueller(at)uni-graz.at
Ao. Univ.-Prof. Dr. Wernfried Hofmeister
Projektkoordinator „Deutsche WortSchätze“
Tel.: +43 – (0) 316 – 380 – 2451
E-Mail: wernfried.hofmeister(at)uni-graz.at